Die Kletterspinne auf dem Schulhof, die Töpfer-AG oder der neue Anstrich für das Klassenzimmer – das Engagement der Eltern in Fördervereinen ist überraschend hoch. Im Deutschen Schulbarometer, einer repräsentativen Elternbefragung im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der ZEIT Verlagsgruppe, geben 40 Prozent der Mütter und Väter an, Mitglied im Förderverein an der Schule ihres Kindes zu sein. Im Schnitt zahlen die Mitglieder der Fördervereine laut Umfrage einen Jahresbeitrag von 55,80 Euro.
Eltern leisten in Fördervereinen mehr für die Schulen als bisher angenommen. Im Deutschen Schulbarometer, einer repräsentativen Befragung von Eltern im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der ZEIT Verlagsgruppe, gaben 40 Prozent der Eltern an, Mitglied im Förderverein der Schule ihres Kindes zu sein. „Das ist mehr, als wir erwartet haben. Bisher sind wir in Schätzungen von etwa 30 Prozent der Eltern ausgegangen, Tendenz steigend“, sagt Katja Hintze, Vorstandsvorsitzende der Stiftung Bildung, dem Deutschen Schulportal. Die Stiftung Bildung berät das bundesweite Netzwerk der Fördervereine. Bislang habe es kaum valide Zahlen zum Engagement der Eltern in Schulfördervereinen gegeben, so Hintze.
Gymnasien haben den höchsten Anteil der Eltern in Fördervereinen
In der aktuellen Elternbefragung durch das Umfrage-Institut infas gaben nur zwölf Prozent der Mütter und Väter an, dass es an der Schule ihres Kindes gar keinen Förderverein gebe. Das heißt: An fast allen Schulen gibt es mittlerweile einen solchen Verein. „Die Mitgliederzahlen und die Aktivität schwanken jedoch stark von Schule zu Schule“, sagt Hintze. Es gebe Schulen, in denen alle Eltern dabei sind, und andere, in denen sich nur wenige engagieren.
Auch unter den Schularten gibt es Unterschiede. Die Umfrage zeigt, dass der Anteil der Eltern, die Mitglied in Fördervereinen sind, an Gymnasien mit 46 Prozent am höchsten ist. An Gesamt- oder Gemeinschaftsschulen liegt der Anteil bei 42 Prozent, an Grundschulen bei 38 Prozent und an Real-, Haupt- oder Mittelschulen bei 31 Prozent. Besonders mit Blick auf Gymnasien sowie Gesamt- und Gemeinschaftsschulen bewertet Katja Hintze von der Stiftung Bildung die Zahlen als „sehr erfreulich“: „Bisher sind wir davon ausgegangen, dass das Engagement nach der Grundschule eher ab- als zunimmt“, sagt Hintze von der Stiftung Bildung.
Eltern zahlen in Fördervereine jährlich im Schnitt 55,80 Euro ein
Überraschend ist aus Sicht der Stiftung Bildung auch der hohe finanzielle Beitrag, den die Eltern leisten. Eltern, die Mitglied in einem Förderverein sind, zahlen laut Schulbarometer im Durchschnitt einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 55,80 Euro. Dabei variieren die jährlichen Zahlungen zwischen Beträgen unter zehn Euro bis mehr als 100 Euro. Interessant sind auch hier die Unterschiede zwischen den verschiedenen Schularten. So ist der Anteil der Eltern, die Mitgliedsbeiträge von mehr als 50 Euro pro Jahr zahlen, an den Haupt-, Real- und Mittelschulen mit 45 Prozent am höchsten. Zum Vergleich: An Gymnasien zahlen 34 Prozent, an Grundschulen 30 Prozent und an Gesamt- oder Gemeinschaftsschulen 25 Prozent einen solchen Betrag.
Dabei ist das Engagement der Eltern in den Fördervereinen aber nicht allein an den Mitgliedsbeiträgen zu messen. Die Eltern in den Fördervereinen organisieren zum Beispiel Schulfeste, bei denen wiederum Spenden für die Schulgemeinschaft gesammelt werden. Darüber hinaus leisten die Mitglieder selbst häufig ehrenamtliche Arbeit bei der Betreuung von Arbeitsgemeinschaften oder bei der Renovierung von Klassenzimmern.
Welch großen Anteil die Eltern damit an einer positiven Schulentwicklung haben, zeigt das Beispiel der Kurfürst-Moritz-Schule in Sachsen, die in diesem Jahr mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet wurde. Etwa 80 Prozent der Eltern sind an dieser Oberschule Mitglied im Förderverein. „Wenn die Eltern in den Förderverein eintreten und einen jährlichen Mitgliedsbeitrag bezahlen, erhalten sie im Gegenzug ein kostenfreies Schließfach für ihr Kind in der Schule“, sagt der Schulleiter Heiko Vogel. Damit bringe schon die Mitgliedschaft einen Vorteil. Insgesamt kommen über den Förderverein zwischen 15.000 und 25.000 Euro im Jahr zusammen. Die Mitgliedsbeiträge machen davon nur etwa 8.000 Euro aus.
Förderverein der Kurfürst-Moritz-Schule bezahlt Musikinstrumente
Der Förderverein organisiert regelmäßig Schulveranstaltungen, auf denen Eltern mitgebrachte Speisen und Getränke verkaufen. Auch Preisgelder oder Firmenspenden fließen mit in das Budget ein. Damit kann die Schule zum Beispiel die Leihinstrumente für die Schülerinnen und Schüler bezahlen, denn an der musikbetonten Kurfürst-Moritz-Schule lernt jedes Kind ein Instrument. Die Schülerinnen und Schüler spielen in 23 Bands. Der Förderverein trägt einen wesentlichen Anteil dazu bei, dass die Schule dieses besondere Profil aufbauen konnte.
Dazu gehört noch viel mehr als die Anschaffung der Instrumente. Vor zwei Jahren haben die Eltern beispielsweise einen Weg zum Gebäude mit der Probenbühne auf dem Nachbargrundstück gebaut. „An fünf Wochenenden haben die Eltern den Weg fertig gebaut – für eine Baufirma hätten wir laut Kostenvoranschlag 17.000 Euro zahlen müssen“, sagt Heiko Vogel.
Das Schulbarometer zeigt, dass sich die befragten Eltern für die Schule ihrer Kinder engagieren wollen und dies auch gern tun. Weniger als ein Viertel (18 Prozent) aller Eltern meinen, an der Schule ihres Kindes werde zu viel Engagement von den Eltern erwartet. Und nur jeder Vierte der Befragten findet, dass Eltern vieles von dem leisten müssten, was eigentlich Aufgabe der Schule sei. „Das zeigt, dass der Wille der Eltern, an Schule zu partizipieren, sehr groß ist“, sagt Hintze von der Stiftung Bildung. Das sei sehr erfreulich. Gleichzeitig müsse klar sein, dass der Staat damit nicht aus der Verantwortung entlassen werde, für die Qualitätssicherung und die nötigen Rahmenbedingungen an Schulen zu sorgen.
Das Deutsche Schulbarometer ist eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit der ZEIT Verlagsgruppe. Das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft hat für die Studie 1.011 Eltern von Kindern an Grundschulen und weiterführenden Schulen aus ganz Deutschland befragt.
Quelle: Florentine Anders, Deutsches Schulportal